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Bergisch-Märkische Zeitung

BESTANDSHALTENDE INSTITUTION

Stadtarchiv Hagen

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Patrick Berendonk (2024), Institut für Zeitungsforschung

Vorgeschichte

Die Bergisch-märkische Zeitung wurde bis 1931 in Elberfeld verlegt. Elberfeld lag zum Gründungszeitpunkt der Zeitung in dem Herzogtum Jülich-Berg, welches 1742 an die kurpfälzischen Wittelsbacher gefallen war, die 1777 ebenfalls die bayrischen Länder erbten. Sukzessive nahm Jülich-Berg immer stärker eine randständige Position im kurpfalzbayrischen Länderkomplex ein. Auch geographisch war man nunmehr weit entfernt von dem Zentrum der Herrschaft: München. Nichtsdestotrotz entwickelte sich die bergische Gewerbelandschaft in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In dem in dieser Landschaft gelegenen Elberfeld begann ein Bevölkerungszuwachs, der am Ende des 18. Jahrhunderts zu einer Verdopplung der Bevölkerung geführt hat. Wenig verwunderlich erwuchs hier in der Bevölkerung ein Interesse an politischen und wirtschaftlichen Nachrichten. Das Bedürfnis wurde ab 1789 von der Churfurstlich privilegirten Bergischen Provinzialzeitung befriedet.

Die Churfürstlich privilegirte Bergische Provinzialzeitung (1789-1834)

Der Mann hinter der Zeitung hieß Johann Anton Mannes. Er war kurz vor der Gründung der Zeitung aus Hamburg nach Elberfeld gezogen. In Hamburg hatte Mannes eine Zeitungslandschaft kennengelernt, die von immenser Bedeutung für die damalige Zeit und die Geschichte der Zeitungen im Allgemeinen ist. Hier wurde schon 1688 der Altonaische Mercurius gegründet. Seit 1712 erschien dann unter wechselnden Titeln der Hamburgische Correspondent, welcher die auflagenstärkste Zeitung Norddeutschlands darstellte. So mag es dann auch nicht verwundern, wenn Mannes schon kurz nach seiner Ankunft in Elberfeld als Kaufmann, Buchdrucker und Herausgeber fungierend, 1789 eine Zeitung gründete. Die notwendige Konzession hatte er am 12. Oktober 1789 von der Düsseldorfer Regierung erhalten. Die Churfürstlich privilegirte Bergische Zeitung traf dann auch den Nerv des Publikums, dessen Bedarf an politischen Nachrichten befriedet wurde. Neben politischen Nachrichten enthielt die Zeitung auch lokale und überregionale Wirtschaftsnachrichten sowie „Nachahmungswürdige auswärtige Anstalten und Vorschläge, […] Merkwürdige neue Erfindungen und Auszüge aus allen politischen und gelehrten Journalen, […] Landwirthschaftsverbesserungen und ökonomische Wahrnehmungen und Rathschläge etc., […] Gemeinnützige Nachrichten. Diese Blätter umfassen“, so resümierte Mannes, „alle Gemeinwürdigkeiten, und sind deswegen für jeden Stand gleich lesbar und unterhaltend, weil es keinen für sich, sondern jeden als Theil des Ganzen, jeden Einzeln als Mitbürger intereßirt.“ (Gülich- und Bergische wöchentliche Nachrichten, 1.12.1789)

Johann Anton Mannes verlegte die Churfürstlich privilegirte Bergische Zeitung bis 1818 allein. Die Zeitung änderte in den ersten Jahren ihr Gesicht. Sie wurde politischer und erschien dann ab 1792 sechsmal wöchentlich. Ab diesem Zeitpunkt lag ihr dann auch einmal wöchentlich ein Intelligenzblatt als Beilage bei. Vier Jahre später – vom 1.12.1796 bis zum 31.05.1797 – konnte Mannes seine Zeitung aufgrund eines Verbots nicht publizieren. Hinzukommend wurden im Jahre 1808 zwei Ausgaben suspendiert. Danach wird neben Mannes als Drucker/Verleger K. Eichholz als Herausgeber/Verleger bis 1832 geführt. Ab 1828 tritt Samuel Lucas als Drucker/Verleger bis 1834 auf.

Die inhaltliche Änderung dürfe für den Adressat*innenkreis nicht die auffälligste Veränderung gewesen sein, wechselte die Zeitung doch gleich mehrfach in wenigen Jahren ihren Titel. Allerdings gibt es in der Literatur bezüglich dieser Titelwechsel unterschiedliche Angaben, welche hier nunmehr tabellarisch gegenübergestellt werden sollen. Generell identifizieren ZDB, Hagelweide und die Bergisch-märkische Zeitung dieselben Titelwechsel, während Kurzweg differierende Angaben macht:

ZDB:
Vor 1808: Großherzoglich Bergische Provinzial-Zeitung
1808: Provinzial-Zeitung
1834: Elberfelder Zeitung

Kurzweg:
1792: Churfürstlich Privilegirte Elberfelder-Zeitung
1800: Churfürstlich Privilegirte Herzoglich Bergische Provinzial-Zeitung
1806: Königlich Privilegirte herzoglich bergische Provinzial-Zeitung
1806: Großherzoglich Bergische Provinzial-Zeitung
1808: Provinzial-Zeitung
1808: Elberfelder Zeitung
1834: Erscheinungsende

Hagelweide:
1790: Churfürstlich privilegirte Elberfelder-Zeitung
1800: Churfürstlich privilegirte Herzoglich-Bergische Provinzial-Zeitung
1806: Königlich privilegirte Herzoglich-Bergische Provinzial-Zeitung
1806: Königlich-Baierische privilegirte Herzoglich-Bergische Provinzial-Zeitung
1806: Großherzogl. Bergische Provinzial-Zeitung
1806: Großherzogliche Bergische Provinzial-Zeitung
1808: Provinzial-Zeitung
1834: Elberfelder Zeitung

Auflage:
1809: 600
1815: 500

Format:
½-1 Bogen, Kleinquart

Allgemeine Niederrheinisch-Westfälische Handlungszeitung

Neben der Churfürstlich privilegirte Bergische Zeitung konnten die Elberfelder ab 1803 auch die für Allgemeine Niederrheinisch-Westfälische Handlungszeitung für 5 Reichstaler bergisch Courant erstehen, womit beide Zeitungen gleich teuer waren. 1804 wurde die Zeitung umbenannt. Nunmehr firmierte sie unter dem Titel Niederrheinisch-westfälische Allgemeine Zeitung für Handlung und Politik, bevor sie 1806 umbenannt wurde in Niederrheinisch-westfälische Allgemeine Zeitung, bevor sie wiederum 1807 den finalen Titel Allgemeine Zeitung erhielt. Seit 1803 fungierte Friedrich Staats als Herausgeber/Verleger, während Heinrich Bücheler seit diesem Zeitpunkt als Drucker/Verleger fungierte. Ab 1807 war Johannes Heinrich Eichholz als Herausgeber/Verleger aktiv, bevor 1818 Gottfried Peter Rauschnick den Posten bis 1834 einnahm.

Der Inhalt der Allgemeinen Niederrheinisch-Westfälische Handlungszeitung war wie der Inhalt der Churfürstlich privilegirten Bergischen Zeitung politisch-gemeinnütziger Couleur. Sie erschien anfangs viermal wöchentlich. Ab 1808 erschien sie dann sechsmal, bevor sie ab 1810 täglich publiziert wurde. Mit Blick auf die Auflagenzahl gewann die Zeitung schnell an Relevanz und wurde dann auch stärker rezipiert als die Churfürstlich privilegirte Bergische Zeitung.

Auflage:
1809: 800
1815: 1.600

Die Elberfelder Zeitung (1834-1905)

Im Jahre 1834 wurde die Provinzial-Zeitung in Elberfelder Zeitung umbenannt, wobei die ZDB nicht allein die Provinzial-Zeitung, sondern auch die Allgemeine Zeitung als Vorgänger der Elberfelder Zeitung führt. Dies wird auch damit begründet, dass die Elberfelder Zeitung bis 1847 die Vereinigung der beiden Zeitungen im Titel objektivierte. Ferner führt die Bergisch-märkische Zeitung die Allgemeine Zeitung sowie die Provinzial-Zeitung dezidiert als ihre Vorgänger. (Bergisch-Märkische Zeitung, 25.09.1931)

Die Elberfelder Buchdruckerei Samuel Lucas hatte weiterhin die politische und geschäftliche Verantwortung inne, bevor diese dann auf Dr. Heinr. Trabert und Walter Bachmeister überging. Trabert und Bachmeister führten die Zeitung gemeinsam in das 20. Jahrhundert. Erst im Jahre 1905 schied Trabert aus und Bachmeister übernahm allein die politische und geschäftliche Verantwortung.

Bergisch-märkische Zeitung (1905-1934)

Die Bergisch-märkische Zeitung wurde zwischen 1905 und 1934 von der Bergischen Druckerei u. Verlagsanstalt G.m.b.H. herausgegeben, deren Direktor Schildert war. In den Anfangsjahren hatte Walter Bachmeister weiterhin die politische und geschäftliche Verantwortung inne. Spätestens ab 1924 wurde die Bergisch-märkische Zeitung als Vereinigung der Elberfelder Zeitung und der Westdeutschen Zeitung geführt. Am 01. Juli 1930 ging die Rheinische Tageszeitung in der Bergisch-märkischen Zeitung auf.

Die Bergisch-märkische Zeitung erschien wie ihre Vorgänger weiterhin täglich. Walter Bachmeister war der Hauptschriftleiter. Als Schriftleiter fungierten C. Müller (Chef vom Dienst), Dr. S. Benedict (Feuilleton), Franz Gebauer (Lokales, Provinz), Kurt Deysing (Handel) und L. Kannengießer (Sport). Neben den Schriftleitern arbeitete W. Bachmeister als Berliner Vertreter. Daneben hatte man mit Gustav Ebelein einen Auslandskorrespondenten für Rom und mit P. Dapping einen Auslandskorrespondenten für Konstantinopel.

Die Zeitung hatte einen dezidiert nationalen, christlichen und antimarxistischen Charakter. Im Jahre 1931 kam es zu einem temporären Verbot der Bergisch-märkischen Zeitung, welches jedoch nicht ihr Ende bedeutete. Vielmehr vereinigten sich im Jahre 1934 die beiden nationalen Blätter Bergisch-märkische Zeitung und westfälisches Tageblatt. Bis 1938 erschien die vereinigte Zeitung weiter unter dem Titel Bergisch-märkische Zeitung.

Literatur und Quellen