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Der Eremit am Hohen Veen

Bestandhaltende Institution:

Universitäts- und Stadtbibliothek Köln

Beschreibung verfasst von:

Dr. Toni Offermann (2024)

Hinweis: beim Wochenblatt "Der Eremit am hohen Veen" (1829-31) und der Zeitschrift "Der Eremit am hohen Venn" (1925-1971) handelt es sich um unterschiedliche, eigenständige Periodika, die nachfolgend beide beschrieben werden.

Der Eremit am hohen Veen - Ein Wochenblatt für die Eifel (1829-31)

Geschichte und Entwicklung

Der „Eremit“ wurde herausgegeben von dem Monschauer Buchbinder und -händler Christian Wilhelm Frantzen (8.6.1802-27.1.1894), der 1848/49 auch den Montjoier „Stadt- und Landboten“ verlegen sollte. Frantzen redigierte auch die vier ersten Nummern; ab Nr.5 v. 6.3.1829 bis Nr.26, 25.6.1830 war Clemens von Orsbach (20.10.1799 in Erwitte - 22.10.1856 in Aachen) verantwortlicher Redakteur, danach bis zur letzten Nummer dessen Vetter Joseph von Orsbach (27.11.1803-23.7.1880).

Zu den zahlreichen „freien Mitarbeitern“ des Blattes, die ihre Artikel in der Regel nur mit Kürzeln und Pseudonymen zeichneten, zählten im Wesentlichen Beamte, Lehrer und Geistliche. Abgedruckt wurden aber auch Texte aus anderen Blättern.

Das Wochenblatt wurde vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz mit der Auflage genehmigt, keine Berichte über die Bereiche Religion, Politik, Staatsverwaltung und Zeitgeschichte zu veröffentlichen, und unterlag der Zensur des Landrats. Erklärtes Ziel des Wochenblattes waren „Mittheilungen der wichtigsten Ereignisse des Rheinlandes, Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, Aufrechterhaltung der guten Sitten, Verbreitung von Bekanntmachungen amtlicher Behörden und gewöhnlicher Privatanzeigen“. Das Blatt zielte dabei weit über den Landkreis Montjoie (Monschau) hinaus: Zentraler Bezugspunkt sollte „die Eifel“ sein, d.h. auch die „Eifel-Kreise der benachbarten Regierungs-Bezirke“. Offenbar verstand sich die Zeitung als Nachfolgerin der vom Prümer Landrat Georg Friedrich Bärsch (1778-1866) herausgegebenen „Prümer gemeinnützigen Blätter für die Bewohner der Eifel“ (1.10.1821 bis 13.12.1824).

Schwerpunkte der Berichterstattung des Monschauer „Eremiten“ wurden „Lokalnachrichten in Bezug auf Ackerbau, Handel und Gewerbe aus allen Theilen der Eifel“, dazu geologische und historische Abhandlungen über die Region.
Ab Mitte 1830 nahm jedoch die Zahl der Beiträge zum Thema Eifel rapide ab; sie wurden abgelöst durch Rubriken wie „Vermischtes“ und „Abenteuer“ sowie sonstige „Plaudereien“. Ursache dafür war wohl auch der Redaktionswechsel.
Auch wenn die Politik im Blatt völlig fehlte, waren doch v.a. in der 1. Jahreshälfte 1830 in manchen Gedichten und Fabeln leise fortschrittlich-freisinnige, kritische Töne spürbar. Damit hob sich der „Eremit“ aus dem Durchschnitt der vormärzlichen Eifeler Landpresse journalistisch heraus.

Der spürbare Anzeigenschwund von 1829-31 war mit ursächlich für die Einstellung der Zeitung. Öffentliche Stellen inserierten seit Jahresmitte 1830 kaum noch. Trotzdem kam das Ende unangekündigt und überraschend. Ein Verbot kann nicht nachgewiesen werden, die Ursache war wohl der Leser-, sprich: Abonnentenschwund.

Periodizität, Auflage und Format

„Der Eremit am hohen Veen, ein Wochenblatt für die Eifel“, Jg.1, Nr.1, 6.2.1829 bis Jg.3, Nr.5, 31.1.1831. Erscheinungsort: Montjoie (= ab 1918 Monschau).
Titel ab Nr.1, 7.1.1831 nur noch „Der Eremit am hohen Veen“, Erscheinungsort jetzt: Aachen und Montjoie.

Umfang: 4 Seiten, ev. mit 2-4seitigen Beilagen, Quartformat.
Erscheinungsweise: wöchentlich freitags. Gedruckt wurde die Zeitschrift in Aachen.

Literatur

  • Andres, Wolfgang: Das Zeitungswesen der Stadt Monschau im 19. Jahrhundert. Magisterarbeit der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, MS Bonn 1991, S.13-35.
  • Ders.: »Der Eremit am hohen Veen« - Erstes Montjoier Wochenblatt erschien 1829-1831, in: Das Monschauer Land. Jahrbuch 1995, S. 30-43.
  • Schiffers, Heinrich: Die erste Montjoier Zeitung und ihre Redakteure, in: Der Eremit am Hohen Venn, Jg. 7, 1931/32, S. 57-63.
  • Vogt, Wilhelm: Der Eremit am hohen Veen, in: Heimatblätter des Kreises Montjoie, 1, 1925, Nr. 1f. (o. S.).

Heimatblätter des Kreises Montjoie (1925-1928) / Eremit am hohen Venn (1928-1971)

Bereits in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurden in den beiden Monschauer Lokalzeitungen – „Stadt und Landbote“ und v.a. „Montjoie’r Volksblatt“ - zahlreiche namentlich gezeichnete bzw. anonyme historische Aufsätze zur Geschichte des Monschauer Landes publiziert. In dieser Tradition muss man auch den „Eremiten am hohen Venn“ einordnen.

Geschichte und Entwicklung

Ausgerechnet in dem Krisenjahr der jungen Republik konstituierte sich am 25. Januar 1923 in der von den Folgen des Versailler Vertrages (Abtretung Eupen-Malmedy, Besatzung), Inflation, Separatismus und Wirtschaftskrise gebeutelten Region der „Geschichtsverein des Kreises Montjoie (Monschau)“, getragen von Lehrkräften aller Schulformen, Pfarrern, Verwaltungsleuten und anderen »Honoratioren« des Kreises. Der Verein plante zwar von Anfang an die Herausgabe einer eigenen Vereinszeitschrift, doch war dies zuerst nicht zu finanzieren, so dass die beiden Lokalzeitungen weiterhin als Publikationsort für heimatgeschichtliche Aufsätze dienten. Erst am 15. Oktober 1925 konnte die erste, vierseitige Nummer der „Heimatsblätter des Kreises Montjoie“ erscheinen.
Der GV reihte sich mit seiner Aufgabenstellung nahtlos in die bereits bestehenden regionalen und lokalen Geschichtsvereine des Rheinlandes ein. Vor 1945 fühlten sich Verein und Zeitschrift dem Heimat- und Volkstumsgedanken verpflichtet.

Inhalte und politische Ausrichtung

Die Zeitschrift sollte laut Nr.1 vom 15.10.1925 „weniger streng wissenschaftliche […] Abhandlungen als volkstümlich geschriebene Aufsätze“ publizieren, „die ihren Stoff aus der Sage und Legende, der politischen und wirtschaftlichen sowie der Sprach- und Kulturgeschichte des Kreises Montjoie entnehmen.“ Auch sollten sich die „Heimatsblätter“ um Brauchtum und Mundartkunde kümmern und „eine heimatkundliche Materialsammlung für Schule und gelehrte Forschung, für alle aber ein Quell der Belehrung“ werden.

Die vielen geschichtlichen Aufsätze teilen zwar den üblichen nationalen Ansatz, dem in der neuen Rolle einer „Grenzmark“ eine besondere Bedeutung zukam, sie sind jedoch weitgehend Ergebnis einer soliden, nüchternen Detailforschung, die dann auch für die Veröffentlichungen der Nachkriegszeit prägend blieb. Die Texte stammen meist von Vereinsmitgliedern, es finden sich aber auch wichtige Beiträge von Archivaren und (Regional-) Historikern. In den ersten Vereinsjahren stand die Stadt Monschau selbst im Mittelpunkt, bis dann auch die anderen Ortschaften des Kreises größere Beachtung fanden mit gelegentlichen thematischen Ausgriffen auf die benachbarten Regionen bzw. das Rheinland, wenn dies durch herrschaftsgeschichtliche, geologische oder kulturgeschichtliche Fragestellungen usw. erforderlich war.

Bis auf die Änderung des Zeitschriftentitels und der Erscheinungsweise erlebte der „Eremit“ keine wesentlichen konzeptionellen Veränderungen. Schwerpunkt blieb durchweg die Lokal- und Regionalgeschichte. In der Regel publizierte er Aufsätze zu diversen sozial-, wirtschafts-, politik-, kirchen- und kulturgeschichtlichen, aber auch naturkundlichen Themen; zum Abdruck kamen auch Erinnerungen, Sagen und Legenden der Region, Veröffentlichung von Quellentexten, einzelne Gedichte, Mundart. Weiter finden sich Auszüge aus regionalen Verwaltungsberichten in der regelmäßigen Rubrik „Vor hundert Jahren“ (Nrn. 1/1925-26 bis 33/1961) bzw. ab 7/1931-32 unregelmäßige Diskussionsforen zu Einzelfragen („Bausteine“ bis 31/1959; „Wer fragt? – Wer antwortet?“ bis 22/1950) sowie einzelne Buchbesprechungen.
Außer in zwei auch separat veröffentlichten Jubiläumsschriften wurden keine gewerblichen Anzeigen veröffentlicht.

In der Zeit des Nationalsozialismus blieb der „Eremit“ unter der Vereinsführung des Gymnasialdirektors Matthias Brixius (1928-44) bis auf ganz wenige Ausnahmen, speziell einer positiven Besprechung einer Dissertation zur rassischen Zusammensetzung der Bevölkerung des Monschauer Landes, frei von dezidiert nationalsozialistischer Ideologie und Propaganda, allerdings (natürlich) auch von irgendeiner politisch kritischen Äußerung.In der Zeit der Besatzung des Rheinlandes 1919 bis 1930 sind Zensurmaßnahmen nicht erkennbar oder überliefert. Ebenso wenig liegen Zeugnisse für Eingriffe der nationalsozialistischen Behörden vor.

Periodizität, Auflage und Format

Die Zeitschrift des Monschauer Geschichtsvereins erschien erstmals am 15.10.1925 als „Heimatsblätter bzw. ab Nr.3, 15.12.1925 als „Heimatblätter des Kreises Montjoie“, und zwar anfangs monatlich als Beilage zur lokalen Zeitung, dem „Stadt- und Landboten “. Bis zu dessen Verbot Ende März 1936 hieß es in einer Notiz unter der Titelzeile »… erscheint als Beilage zum ›Stadt- und Landbote‹«.
Der Umfang wuchs von 72 Seiten im ersten auf 192 Seiten im 3. Jahrgang. Ab dem 4. Jahrgang Nr. 1, Oktober 1928, wurde die Zeitschrift in Erinnerung an die erste regionale Wochenzeitung 1829-31 in „Eremit am hohen Venn“ umbenannt. Zählte ursprünglich der Jahrgang von Oktober bis September des folgenden Jahres, so wurde mit dem 9. Jg., Nr. 1 v. Januar 1934 der jeweilige Jahrgang dem Kalenderjahr angepasst.
Mit dem 17. Jg. 1942 erschien der Eremit pro Jahrgang nur noch vierteljährig. 1944 konnte lediglich das I. Quartalsheft erscheinen; fortgesetzt wurde er erst im Oktober 1947.
Ab Jg. 21, 1949 erschien die Zeitschrift zweimonatlich; vom Jg. 36, 1964 bis 42, 1971 als Jahresheft.

Die Seitenzahl des jeweiligen Jahrgangs schwankte in den 46 Jahren des Bestehens erheblich: Bis 1941 umfasste jeder Jahrgang zwischen ca. 100 und knapp 200 Seiten, um dann in den Kriegsjahren sowie 1948 auf 64 bzw. 73 S. abzusinken. In den 1950er Jahren pendelte der Umfang zwischen 96 und 120 Seiten mit Ausnahme der Sondernummer zur Stadtwerdung 1956 (255 S.). 1961 und 1963 ließen zwei Sonderveröffentlichungen den Seitenumfang auf je 182 S. anschwellen. Danach bewegte sich die Stärke der Jahreshefte zwischen 120 und 141 Seiten.
Angaben zur Auflagenhöhe der an die Vereinsmitglieder kostenlos verteilten Zeitschrift sind nicht erhalten. Sie wurde aber auch von verschiedenen anderen Geschichtsvereinen sowie öffentlichen Einrichtungen der Region bezogen. Angaben zur Auflagenhöhe finden sich nicht.

Einzelne Hefte hatten monografischen Charakter und wurden auch separat gedruckt, so:

  • 25, 1954 H. I: 30 Jahre Geschichtsverein des Kreises Monschau.
  • 28, 1956 H.V: 1356-1956 Stadtwerdung und Bürgerhäuser.
  • 33, 1962, H.IV: Bürger als Schützer der Heimat Festschrift und Programm zur 600-Jahr*Feier der Bürgerschützen Montjoie 1361 e. V.
  • 35, 1963, H.I: Walter Scheibler: Die Auswanderungen aus Monschau nach dem Osten im 19. Jahrhundert.
  • 39, 1967, S.1-93: Josef Erkens: Konzen in schwerer Zeit. Erinnerungen an Krieg, Räumung, Evakuierung, Heimkehr und Aufbau.

Konkurrenzblätter

Von 1953 bis 1971 gab die Kreisverwaltung des Landkreises Monschau – wie auch viele Nachbarkreise - eine eigene heimatkundliche Zeitschrift heraus: das „Heimatland“ bzw. den „Heimatkalender.“

Nachfolger

Mit der Auflösung des Landreises im Zuge der NRW-Kommunalreform wurden 1973 „Heimatkalender“ und „Eremit“ vereinigt zur jährlich erscheinenden Publikation: „Das Monschauer Land. Jahrbuch“. Dieses erscheint seitdem in Trägerschaft des „Geschichtsverein des Monschauer Landes e.V.“.

Literatur und Quellen

  • Der Eremit am Hohen Venn 1926-1971. Gesamtinhaltsverzeichnis, Monschau 1973 (36 S.)
  • Brixius, Matthias: Inhaltsverzeichnis zu den Jahrgängen I-XV [1925/26 – 1940], Monschau 1941.
  • Neuß, Elmar: Geschichtsverein heute - Rückblick und Aufgaben, in: Das Monschauer Land. Jahrbuch 1985, S. 198- 204.
  • Neuß, Elmar: 80 Jahre Geschichtsverein des Monschauer Landes, in: Das Monschauer Land. Jahrbuch 2004, S. 12-32.
  • Neuß, Elmar: Hundert Jahre Geschichtsverein. Vorsitzende und Vorstände, in: Das Monschauer Land. Jahrbuch 2023, S. 54-68.
  • Scheibler, Walter: Dreißig Jahre Geschichtsverein des Kreises Monschau, in: Der Eremit am Hohen Venn, Jg. 25, 1953, S. 1-16.
  • Vereinsunterlagen im Besitz des „Geschichtsverein des Monschauer Landes e.V.“